Führung ohne Kompromisse: Dennis Ellrichs Stil zwischen Extreme Ownership und Auftragstaktik
Dennis Ellrich, geschäftsführender Gesellschafter der Atlas Solutions Protection & Training GmbH, kann auf über zwei Jahrzehnte Erfahrung im Sicherheitsbereich zurückblicken. Vier Jahre Fallschirmjäger bei der Bundeswehr, zehn Jahre Bundespolizei (davon knapp zwei in der BKA-Sicherungsgruppe) und anschließend als Security & Loss Prevention Manager bei Zalando – seine Laufbahn ist geprägt von disziplinierten Strukturen und Hochrisiko-Einsätzen. Darüber hinaus ist Ellrich Schießausbilder, Personenschützer, Buchautor (Blackbook Personenschutz) sowie Experte für lebensbedrohliche Einsatzlagen. Mit diesem Hintergrund hat er einen persönlichen Führungsstil entwickelt, der in der Branche aufhorchen lässt: Er duldet keine Führung neben oder über sich.
Was nach Ego oder Alleingang klingen mag, entpuppt sich in der Praxis als durchdachtes Prinzip. Ellrichs kompromisslose Haltung entspringt nicht persönlicher Eitelkeit, sondern der Erkenntnis, dass im privaten Sicherheitsgewerbe Werte, Marke, operative Klarheit und Verantwortung nur durch stringente Führung geschützt werden können. Denn in dieser Branche kann bereits der kleinste Fehler fatale Konsequenzen haben – sei es in der VIP-Begleitung, im Objektschutz oder im Training für Terror- und Amoklagen. Dieser Artikel beleuchtet Ellrichs Führungsstil anhand zweier konzeptioneller Pfeiler: Extreme Ownership und Auftragstaktik (Mission Command). Er zeigt auf, warum Ellrichs „Keine-Führung-neben-sich“-Ansatz aus der Praxis heraus entstanden ist und was HR-Verantwortliche und Sicherheitsentscheider daraus lernen können.
____________
Extreme Ownership – Führung durch volle Verantwortung
Das Konzept Extreme Ownership (entwickelt von Jocko Willink, einem ehemaligen US-Navy-SEAL) fordert von Führungskräften radikale Eigenverantwortung. In jedem Team, in jeder Organisation liegt die gesamte Verantwortung für Erfolg und Misserfolg beim Führer. Der Leiter übernimmt demnach für alle Ergebnisse – positiv wie negativ – die volle Verantwortung und sucht die Ursache für Fehler niemals bei anderen. Willink formuliert es unmissverständlich: *„Der Führer muss alles in seiner oder ihrer Welt in Besitz nehmen. Es gibt niemanden sonst, den man beschuldigen kann.“* Diese Philosophie spiegelt sich in mehreren Kernprinzipien wider:
Volle Verantwortung übernehmen: Die Führungskraft steht bedingungslos für alle Entscheidungen und deren Konsequenzen ein. Eigenes Versagen oder Fehler im Team werden nicht auf Umstände oder Mitarbeiter abgewälzt. Statt nach Ausreden oder Schuldigen zu suchen, wird aktiv nach Lösungen gesucht.
Klarheit in der Verantwortungskette: Jeder im Team kennt seinen Aufgabenbereich und weiß, wer wofür verantwortlich ist. Die Befehlskette ist transparent und eindeutig, sodass in Stresssituationen keine Unklarheit über Zuständigkeiten herrscht. Entscheidungen werden nachvollziehbar kommuniziert, was Vertrauen schafft.
Proaktives Handeln: Anstatt nur auf Ereignisse zu reagieren, agiert der Leader vorausschauend. Mögliche Risiken werden antizipiert und Maßnahmen ergriffen, bevor Probleme eskalieren. Diese Haltung fördert eine Kultur des Mitdenkens im Team – jede*r fühlt sich ermutigt, Initiative zu ergreifen, bevor es zu spät ist.
Keine Schuldzuweisungen: Fehler werden analysiert, aber nicht personifiziert. Die Teamkultur unter Extreme Ownership sucht nicht nach Sündenböcken. Stattdessen fragt der Verantwortliche: "Was hätte ich besser machen können, um das Ergebnis zu verbessern?" Dieses Mindset fördert Offenheit und kontinuierliches Lernen aus Rückschlägen.
__________
Ellrich lebt das Prinzip des Extreme Ownership in seiner Führungsrolle konsequent. Durch seine Vergangenheit in militärischen Spezialeinheiten und der Bundespolizei ist er es gewohnt, unter hohem Druck Entscheidungen zu treffen – und dafür geradezustehen. Wenn er keine Führung neben oder über sich duldet, bedeutet das zugleich, dass er bereit ist, ultimative Verantwortung für seine Operationen zu tragen. Er schafft klare Verantwortungsstrukturen, in denen niemand im Team daran zweifelt, wer im Ernstfall die Leitung innehat und die Konsequenzen trägt. Diese Klarheit verhindert auch das Abwälzen von Verantwortung. Jeder weiß, dass Ellrich im Fall der Fälle den Kopf hinhalten wird – und im Gegenzug erwartet er von jedem Teammitglied, im eigenen Aufgabenbereich ebenfalls Verantwortung zu übernehmen. So entsteht ein Umfeld, in dem Proaktivität belohnt wird und Ausreden keinen Platz haben.
Auftragstaktik (Mission Command) – klare Ziele, ein Kommando, freie Umsetzung
Das zweite Fundament von Ellrichs Führungsstil lässt sich mit dem Prinzip der Auftragstaktik erklären, auch bekannt als Mission Command. Dieses ursprünglich militärische Führungsmodell, das in der deutschen Bundeswehr seit langem verankert ist, setzt auf klare Zielvorgaben und Werte, aber viel Freiraum in der Ausführung. Der Vorgesetzte gibt den Einsatzkräften einen klaren Auftrag – also das Was (Ziel) und den Warum (Intent) – und definiert wichtige Rahmenbedingungen wie Zeitvorgaben oder verfügbare Mittel. Wie dieses Ziel erreicht wird, bleibt jedoch weitgehend den ausführenden Teams überlassen. Die beauftragte Führungskraft vor Ort verfolgt das Ziel selbständig und kann über die Art der Durchführung weitgehend frei entscheiden, was enorme Flexibilität in dynamischen Lagen ermöglicht. Diese Dezentralisierung erhöht die Anpassungsfähigkeit, gerade wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten.
Wesentliche Prinzipien der Auftragstaktik sind:
Einheit des Kommandos: Trotz dezentraler Ausführung gibt es immer einen klar verantwortlichen Führer für eine Mission oder Aufgabe. Alle Teammitglieder wissen, wer die letzte Entscheidungsinstanz ist. Geteilte oder parallele Führung wird vermieden, denn geteilte Führung ist letztendlich schädlich; es ist besser, einen klaren Führer zu haben als mehrere Kommandanten, die die Kontrolle teilen. Dieses Prinzip stellt sicher, dass in kritischen Momenten keine widersprüchlichen Anweisungen entstehen und die Autorität geklärt ist.
Klare Leitlinien und Werte: Der übergeordnete Befehlshaber vermittelt nicht nur das Ziel, sondern auch die Leitplanken, innerhalb derer sich das Team bewegen soll – beispielsweise Sicherheitsstandards, Unternehmenswerte oder konkrete „Do’s & Don’ts“. So wissen die Mitarbeiter, welche Handlungsweisen grundsätzlich erwünscht oder tabu sind, selbst wenn sie improvisieren müssen.
Eigeninitiative im Rahmen des Auftrags: Mitarbeiter werden ermutigt, eigene Entscheidungen zu treffen und kreative Lösungen zu finden, solange diese dem vorgegebenen Ziel und den definierten Leitlinien nicht widersprechen. Jede*r im Team handelt wie ein „Feldherr im Taschenformat“ – mit dem Gesamtauftrag stets im Blick, aber flexibel in der Mittelwahl. Dadurch kann auf veränderte Lagen schnell und angemessen reagiert werden, ohne jedes Detail von oben vorgeben zu müssen.
Vertrauen und Kompetenz: Auftragstaktik funktioniert nur, wenn die Führungskraft Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams hat – und umgekehrt das Team Vertrauen in die Führung. Ellrich stellt hohe Ansprüche an Ausbildung und Professionalität seiner Leute, sodass er ihnen im Einsatz die nötige Autonomie geben kann. Im Hintergrund behält er jedoch den Überblick und greift nur ein, falls die Situation grundlegende Kurskorrekturen erfordert.
Ellrichs militärische Wurzeln legen nahe, dass ihm dieses Führungsmodell im Blut liegt. Bereits als Fallschirmjäger und Bundespolizist lernte er, wie wichtig es ist, vor Ort Initiative zu zeigen, ohne dabei den Gesamtauftrag zu gefährden. Als Unternehmer und Einsatzleiter legt er nun Wert darauf, dass seine Teams eigenverantwortlich agieren, jedoch immer entlang einer gemeinsamen Missionsbeschreibung und einheitlichen Wertevorstellungen. Seine Maxime, niemanden neben oder über sich zu dulden, bedeutet in diesem Kontext nicht, dass er alle Entscheidungen selbst treffen will. Im Gegenteil: Er fördert dezentrales Entscheiden und vertraut auf die Fachkompetenz seiner Mitarbeiter. Aber es gibt eben genau eine letzte Autorität, die die Richtung vorgibt und im Zweifel korrigierend eingreift – ihn selbst. Diese klare Hierarchie sorgt dafür, dass bei aller Freiheit im Detail die Marschrichtung konsistent bleibt.
Kompromissloser Schutz von Werten, Marke und Auftrag!
Warum duldet Ellrich nun keine weitere Führung neben oder über sich? Der Kern liegt in der Vermeidung von Doppelkommandos und der kompromisslosen Bewahrung der von ihm definierten Standards. In sensiblen Sicherheitsoperationen kann Uneinigkeit an der Spitze verheerend sein. Zwei Kapitäne auf einem Schiff – das funktioniert weder im Einsatz noch im Unternehmen. Unterschiedliche Ansagen oder rivalisierende Verantwortungsbereiche führen zu Chaos, Verunsicherung im Team und erhöhen die Fehlerwahrscheinlichkeit dramatisch. Ellrich weiß aus Erfahrung: Im Personenschutz etwa kann ein einziges missverständliches Kommando Leben kosten.
Seine Haltung, niemanden neben oder über sich zu dulden, resultiert nicht aus Ego oder Machtstreben, sondern aus pragmatischem Verantwortungsbewusstsein. Er schützt kompromisslos die Werte (z. B. Integrität, Loyalität, Sicherheit vor Profit), die Marke seines Unternehmens (die für höchste Professionalität stehen soll) und die operative Klarheit in jedem Einsatz. Indem er die alleinige Führungsverantwortung trägt, stellt er sicher, dass diese Elemente nicht durch fremde Agenden oder uneinheitliche Führung untergraben werden. Jede Entscheidung – vom kleinen Detail bis zur strategischen Weichenstellung – muss seinen hohen Ansprüchen genügen. Fehler anderer kann er in solch heiklen Lagen nicht tolerieren, weil er die Konsequenzen persönlich zu tragen bereit ist. Klarheit schlägt Konsens: Lieber fällt er eine unpopuläre Entscheidung selbst, als dass ein fauler Kompromiss die Sicherheit gefährdet.
Für HR-Verantwortliche und Branchenkollegen bedeutet dies kein Aufruf zum blind autoritären Führungsstil, sondern ein klares Bekenntnis zu Verantwortlichkeit und Prinzipientreue. Ellrichs Ansatz ist ein Statement aus der Praxis: In einem Umfeld, in dem Risiken allgegenwärtig sind, braucht es Führungskräfte, die bereit sind, ganz vorne zu stehen – im Erfolg wie im Misserfolg. Seine Mitarbeiter wissen, woran sie sind: Sie haben einen Chef, der sowohl den Weg vorgibt als auch den Rücken freihält. Diese eindeutige Konstellation schafft Vertrauen und Handlungssicherheit für das gesamte Team.
_________
Dennis Ellrich verkörpert einen Führungsstil, der in der privaten Sicherheitsbranche als klare Kante gelten darf. Durch Extreme Ownership nimmt er volle Verantwortung an – es gibt keine Ausreden, nur Lösungen. Durch die Prinzipien der Auftragstaktik gibt er seinen Teams Freiheit zur Eigeninitiative, ohne die oberste Kontrolle aus der Hand zu geben. Diese Kombination ergibt ein charismatisches, aber konsequentes Führungsprofil: direkt, verantwortungsbewusst und werteorientiert.
Sein Motto, keine Führung neben oder über sich zu dulden, ist letztlich ein Appell an die ganze Branche: Führt mit Integrität und Klarheit, denn in unserer Welt entscheidet jede Kleinigkeit über Schutz oder Schaden. Für Personalleiter, Sicherheitsdienstleister und Entscheider heißt das, bei der Auswahl und Entwicklung von Führungskräften genau hinzusehen. Gesucht sind Persönlichkeiten, die Verantwortung nicht scheuen, die ihre Teams befähigen und gleichzeitig unmissverständlich für die Einhaltung von Standards sorgen. Ellrichs Beispiel zeigt: Kompromisslose Führung ist kein Selbstzweck, sondern die Basis für echte Sicherheit – nach innen wie nach außen.
Kommentar hinzufügen
Kommentare